Väter und Söhne

VäterUndSöhne

Wenn dein Vater stirbt steht hinter dir niemand mehr. Dann bist du der hinterste in der Reihe, mit dem Rücken zur Wand. Keiner mehr da, der die Verantwortung für dich übernehmen könnte. Keiner mehr da, der dir einen Ratschlag geben könnte. Sondern du gibst jetzt die Ratschläge, du hast jetzt die Verantwortung. Das ist ein brutaler Generationenwechsel. Wie ein Staffellauf. Die Rolle wird weitergegeben. Und der Gedanke, daß eines Tages meine Söhne in die gleiche Situation kommen werden, ist wirklich verstörend. Ich hatte mich in den vielen Jahren meines Lebens so sehr daran gewöhnt, daß hinter mir immer noch jemand steht. Diese manchmal bedrohliche, manchmal lästige, immer irgendwie starke, männliche Energie, die einfach da war. Meistens habe ich sie nicht zu schätzen gewusst, wollte daß sie weggeht, daß sie mich in Ruhe lässt. Dann war sie eines Tages weg, und seitdem muß ich dieses Vakuum füllen, muß diese Rolle spielen. Sollte man nicht wenigstens einmal im Leben seinem Vater sagen, daß er das Vatersein gut macht?

 

Erzähl mehr davon!

Berlinale. Empfang des Verbands der deutschen Drehbuchautoren. Die Kulturstaatsministerin hat gerade den Drehbuchpreis verliehen. Später ein Gespräch mit einem Drehbuchautor am Stehtisch: Was hast du zuletzt gemacht? Was ist dein nächstes Projekt? Die üblichen Floskeln. Und dann frage ich ihn: Wenn du mal 80 Jahre alt bist und deine Kinder oder Enkel wissen wollen, was du in deinem Leben gemacht hast, wenn du dann antwortest: mehrere Filme, die davon handeln, daß am Anfang ein Mensch getötet wird und wie ein Kommissar dann den Täter findet – wird das deine Kinder interessieren? Werden deine Enkel im Kreis hüpfen und rufen „Erzähl mehr davon!“?

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Fahrräder oder was von ihnen übrig blieb

Seit Jahren fotografiere ich Fahrräder, die sich im Verwesungszustand befinden. Sie tun mir unendlich leid. Vielleicht werden Erinnerungen wach an „mein erstes Fahrrad“ oder daran, daß ich als Kind manchmal Geschenke meiner Eltern oder Großeltern verschmähte – und wegwarf. Auch muss ich an den Greenaway Film „A zed and two noughts“ denken, der die Verwesung visuell feiert. Und an das Tom Waits Zitat „broken umbrellas like dead birds on the street“. Das Fahrrad ist also seltsamerweise wie ein Lebewesen für mich. (Das Motorrad nicht.)

 

Sagt „Windel“!

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„Pampers“ ist nicht das bessere deutsche Wort für „Windel“. Wer „Pampers“ sagt
und „Windel“ meint, beweist, dass dem Konzern Procter & Gamble die psychologische Infiltration unserer Sprache gelungen ist. Wehrt euch! Sagt „Windel“!

Sagt „Taschentuch“, sagt „Klebstoff“!

 

Es ist bunt. Es leuchtet.

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Es ist bunt. Es leuchtet. Es erzählt eine Geschichte. Beim Anblick dieses Fensters im Kölner Dom denke ich: Die Anfänge des Kinos! In solchen Momenten hätte ich gerne meine Söhne bei mir, um Ihnen diese Gedanken mitzuteilen. Ist das eigentlich auch ein Grund, warum wir Kinder haben wollen: damit wir uns ihnen mitteilen können? Damit wir jemanden haben, der sich unsere Gedanken anhört?