Was will das Kind?

IMG_1099bDas Kind kommt auf die Welt und will etwas. Bei meinen Söhnen war das deutlich zu sehen. (Ich war bei ihren Geburten dabei.) Sie kamen hervor und sagten nicht nein. Sie wollten raus und sie wollten Muttermilch.

Später wurde es aber ineressanter. Sobald er wach war, wollte mein erster Sohn irgendwohin, irgendwas haben. Bevor er einschlief, war es auch so. Das war manchmal problematisch, aber immer faszinierend. Das Wollen kann viel stärker sein als die Müdigkeit.

Aber was treibt die Kinder an? Sie sitzen oder stehen da, einjährig oder dreijährig, haben von der Welt noch keine Ahnung, wissen nicht, was interessant und was langweilig ist – und krabbeln oder rennen los. Bewegen sich auf etwas zu. Wollen es anfassen, festhalten, irgendwie benutzen. Und dann das hier! Und dann das andere!! Und bloß nicht hergeben!!!

Ich nenne es das pure Wollen.

Ich habe es in dieser Form nicht mehr, dieses permanente Vorwärts, dieses IchWillMachen! Verliert man das mit dem älter werden? Oder mit dem Eltern werden? Weil man es abgibt, die Kleinen es ab jetzt übernehmen? Nicht daß ich nicht etwas wollen würde, aber bei mir gibt es meist erst eine Idee, basierend auf einer Überlegung oder einer Notwendigkeit, dann einen Plan, eventuell eine Vertagung, manchmal auch eine Verdrängung. Wenn ich etwas mache, hat es meist so viele Filter der Vernunft durchlaufen, das ich meine Freude daran mit der nackten Freude der Kinder gar nicht vergleichen kann.

Klar kann man sagen, das Kind sei halt neugierig. Aber warum? „Was will das Kind?“ weiterlesen

 

Mein Sohn sagt dauernd NEIN

Mein Sohn (eineinhalb) sagt dauernd NEIN und schmeisst das Essen auf den Boden (obwohl er Hunger haben muss). Ich weiß, daß er das zur Zeit braucht, um seine Grenzen abzustecken und seine Persönlichkeit zu entfalten. Soll er doch! Ich kenne das, habe es ja schonmal erlebt mit seinem Bruder (viereinhalb).

Dennoch sage ich zu ihm: Du könntest jetzt mal dein Abendessen essen, statt es auf den Boden zu werfen, ich hab langsam genug von deiner Ichwerdung!

Darauf meine Frau: Sei froh, daß wir nicht noch mehr Kinder bekommen. So musst du das nur dreimal erleben. Ich bin schon bei 70% mit meiner Ichwerdung.

 

Tschechischer Osterbrauch

pomlazka1Ich habe heute meine Frau mit dieser Rute geschlagen und unsere Kinder haben dabei zugeschaut. Keine Sorge, das ist okay, es ist nämlich Ostermontag und ich bin halber Tscheche. Bei uns Tschechen gibt es diesen uralten heidnischen Brauch, dass die Jungs die Mädchen an Ostern mit einer Pomlázka, das ist eine geflochtene Weidenrute mit bunten Schleifchen dran, besuchen und sie damit ein bißchen verhauen. Zum Dank dafür bekommen sie von den Mädchen Ostereier. Schon als ich klein war, ging ich mit anderen Kindern von Haus zu Haus, jedes Kind mit einer Pomlázka und einem Körbchen, und dann sangen wir ein Osterlied und bekamen Eier. Wir sahen auch oft die großen Jungs, die die Mädchen durch die Gärten jagten und verhauten, alles unter großem Gelächter und Gekreische natürlich. Die jungen Männer bekamen oft statt eines Eies einen Schnaps und waren so schon am Vormittag betrunken. Manchmal bekamen sie von den Mädchen auch Schleifen an ihre Ruten gebunden und wer am Ende die meisten Schleifen hatte, war demnach bei den meisten Frauen gewesen. Das Wort „Pomlázka“ kommt übrigens von „pomládit“ und heißt so viel wie „verjüngen“. Beim Schlagen soll nämlich die Jugend und die Frische von der Weidenrute aufs Mädchen übergehen. Ein schöner Frühjahrs- und Osterbrauch, ich mag ihn noch heute.

Links mit Bildern zu diesem Thema:

http://fr.wikipedia.org/wiki/Pomlázka

http://www.myczechrepublic.com/czech_culture/czech_holidays/easter/

http://www.freundeskreis-nuernberg-prag.de/pomlazka.html

 

Das erotische Bild vom Kind

Wie sinnlich dürfen Fotos von Kindern in einer Zeitschrift sein?

In der aktuellen Print-Ausgabe der Familienzeitschrift Nido (04/2015) gibt es eine Fotostrecke, die mich sehr nachdenklich macht. (Artikel „All-Inclusive“ ab Seite 68. Die Fotos sind auf der Nido-Website z.Zt. noch nicht online.)

Beim Schreiben darüber merke ich schon, wie es sich in mir dagegen sträubt, diese Bilder zu beschreiben. Es geht in dem Artikel um Pauschalreisen mit Kindern. Was man auf den Fotos sieht, hat starken Lolita-Charakter: Mädchen im vorpubertären Alter, halbnackt, mit von der Hitze erschöpftem Gestus, verträumt, lasziv, selbstbewusst, im Slip und mit nackter Brust, mit Würstchen, Wasserflasche oder Eis am Stiel im Mund.

lolitaposterIch fühle mich an die erotischen Filme meiner Jugend erinnert: Bilitis, Die blaue Lagune, Zärtliche Cousinen, oder eben: Lolita. Ich hätte nicht gedacht, dass solche Bilder in einer Familienzeitschrift in der Post-Edathy-Zeit möglich sind.

Aber warum regt es mich auf? Ich suche und finde: Das Bild vom einsamen Mann, der sich diese Fotos lange anschaut und dabei seine Fantasien hat. Ich denke: Diese Kinder sind schutzlos dem phallischen Blick ausgeliefert. Da schreit es in mir: Skandal! Wie können die Nido-Redakteure so etwas veröffentlichen!? „Das erotische Bild vom Kind“ weiterlesen