Ich habe eine Frage gefunden!

Neulich saß ich mit jemandem zusammen, mit dem ich schon nach kurzer Zeit nicht mehr zusammen sitzen wollte. Obwohl ich mir große Mühe gab, freundlich zu sein, wurde mir später gesagt, ich sei angsteinflößend gewesen. Ich kenne das: Ich fühle mich nicht wohl in einer Situation, möchte weg, glaube, ein interessiertes Gesicht zu machen, aber in Wahrheit zeige ich, wie langweilig oder anstrengend ich den Anderen finde.

Auf dieses Problem habe ich nun eine Antwort gefunden und sie ist eine Frage. Zu dieser Selbsterkenntnis verhalf mir unter anderem ein MBSR-Kurs, den ich in den letzten Wochen besuchte. MBSR = Mindfulness Based Stress Reduction. Stressbewältigung durch Achtsamkeit. Was passiert während so eines Kurses? Es wird vor allem viel in sich selbst hineingehorcht. Man schaltet sein Smartphone auf Flight Mode und verbringt dann zum Beispiel viel Zeit mit dem Essen einer einzigen Rosine. Sehr zu empfehlen. Es geht um Achtsamkeit sich selbst gegenüber, bevor es zu spät ist.

Wenn ich mich das nächste Mal in einer Zwickmühle wie oben beschrieben befinde werde, möchte ich mir rechtzeitig, und das rechtzeitig ist wichtig, die Frage stellen: Wie geht es mir jetzt? Anstatt nur spontan zu reagieren, zu leiden und mir rasende Gedanken über Fluchtwege zu machen, werde ich innehalten, ein- und ausatmen, und dann, hoffentlich, eine geschmeidige Handlungslösung finden. Ich glaube, das ist die Frage der Fragen: Wie geht es mir jetzt?

Apropos Rosine: Ich habe mir nun angewöhnt, achtsamer zu essen. Jetzt stopfe ich nicht mehr so oft irgendwas Essbares in mich hinein, während ich durch die Wohnung laufe. Auch das Lesen während des Essens vermeide ich. Immerhin ist Essen ein sehr intimer Vorgang, innerlicher geht es ja nicht. Ich bilde mir sogar ein, daß ich auf diese Weise weniger esse. Aber das wird sich noch zeigen.